Ein Gentechmoratorium löst das grundsätzliche Problem eigentlich nicht, sondern verzögert nur die Entscheidung. Die Grundsatzfrage lautet, ob man GVO-Produkte in seiner Nahrung will oder eben nicht. Diese Entscheidung ist für die meisten wohl völlig unabhängig von allen Argumenten wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und ethischer Art, die allenthalben von Pro und Contra ins Feld geführt werden.Ob eine Koexistenz von GVO-Produkten neben konventionellen Produkten möglich sind, ist eigentlich auch nur eine sekundäre Frage. Auch wenn die Koexistenz grundsätzlich bejaht wird, bleibt immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor und dieser sorgt, dass die Trennung wahrscheinlich nur eine zeitlich befristete sein wird. Es geht also am Ende wieder um ein Ja oder Nein für GVO-Produkte auf dem Tisch.
Bei einer Verschleppung wäre es mit dem biologischem Anbau resp. mit dem Verlangen der Konsumenten nach GVO-freier Nahrung wohl bald einmal vorbei. Die Beschaffung würde sicher stark erschwert und die Biobauern könnten den Laden wohl schliessen.
Unabhängig von den erreichten Mehrheiten stellt sich dann noch die Frage, ob man beispielsweise einer allfälligen Minderheit GVO-Produkte de facto aufzwingen darf. Wer war zuerst: Das Huhn oder das Ei? - Und eigentlich sollte ja der für die neuen allfälligen Probleme und Kosten verantwortlich sein, der das Problem neu schafft. Er sollte in jedem Fall dafür garantieren und dafür voll geradestehen müssen, dass die bisherigen Produktionsmethoden nicht beeinträchtigt werden.
Die Grundsatzfrage lautet also: Will man solche Produkte auf dem Teller oder will man sie nicht.
Wenn nicht, dann braucht es sie gar nicht und es ist am Ende auch kein Markt da. Wenn dieser Markt durch die Hintertür aber trotzdem geschaffen wird, indem man die konventionellen Produkte einfach schleichend verunmöglicht, dann ist das verwerflich (Man beachte die einschlägige Politik der USA gegenüber der EU).
Allenfalls muss man dem Moratorium mit schlechtem Gewissen zustimmen, obwohl man dagegen ist, nur damit die nötige Zeit gewonnen wird zur definitiven Entscheidung bez. Vereinbarkeit von Gentech und Lebensmittel.