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Literaturfragmente:
Köchinnen und Hexen

Das Kochen hat etwas magisches und geheimnisvolles. Wer weiss denn schon, was alles genau in den Topf wandert und welche Wirkungen sich damit erzielen lassen.
Inhalt


In der Figur der Köchin spiegeln sich die ambivalenten Gefühle gegenüber der nährenden Frau, der man einerseits dankbar ist für die gewährten Gaben, aus deren Abhängigkeit man sich aber andererseits auch zu befreien versucht. Nicht selten geht letzteres deshalb fliessend in die Personvorstellung einer Hexe über. Wenn eine Frau den Mann bekocht, dann scheint sich diese der Verführung durch den Körper und den Gaumen bewusst zu sein. Der kochende Mann dagegen wird eher nüchtern betrachtet, sozusagen als Sammler und Improvisateur, als Weiterentwicklung aus dem ehemaligen Steinzeitmann, der seine Beute präsentiert.


BuchllinkElias Canetti, Masse und Macht:

Mutter ist jene, die ihren eigenen Leib zu essen gibt. Sie hat das Kind in sich genährt und bietet ihm dann ihre Milch. Diese Tendenz setzt sich in abgemilderter Form während vieler Jahre fort; ihre Gedanken, soweit sie eben Mutter ist, kreisen um die Nahrung, deren das heranwachsende Kind bedarf. (...) Ihre Leidenschaft ist, zu essen zu geben; zu sehen, dass es isst; zu sehen, dass das Essen bei ihm zu etwas wird. Sein Wachstum und die Zunahme seines Gewichts sind ihr unabänderliches Ziel. Ihr Gebaren wirkt selbstlos und ist es auch, wenn man sie als abgesonderte Einheit, als einen Menschen für sich betrachtet. In Wirklichkeit aber hat sich ihr Magen verdoppelt, und sie behält über beide Kontrolle. Am neuen Magen wie am neuen, unentwickelten Leib ist sie anfangs mehr interessiert als am eigenen, was während der Schwangerschaft geschah, ist bloss veräusserlicht worden.

Buchllink Buchllink (Taschenbuch) Audio CD

BuchllinkHans Henny Jahnn, Fluss ohne Ufer:

Stinas Küche war eine jener altertümlichen grossartigen Zauberstätten, in denen sich die Rohstoffe der Gemüse, Früchte, geschlachteten Tiere, Milch, Rahm, Mehl, Butter,Wein, Rum, Zucker, Hefe, Eier, Gewürze in delikate Speisen verwandelten.

BuchllinkJeremias Gotthelf, Geld und Geist oder die Versöhnung:

Und wie im Stall gesorgt wird für den abfahrenden Geisselherr (Giselherr), so vergisst man auch seiner vornen im Hause nicht. Da legt die Mutter halb angekleidet sich zu Bette, damit sie sich nicht verschlafe, denn nicht nur die vier Pferde, sondern auch der Fuhrmann muss gut seine Sach haben, wird nicht mit etwas Gewärmtem abgespiesen oder einem dünnen Kaffee oder gar bloss mit einem Glase Brönz, sondern wenigstens eine gute Rösti, wenn nicht ein Eiertätsch, wird ihm vorgesetzt, und was er überlässt, erhält, wenn er fort ist, der treue Wärter im Stall. Die Köchin ist eben gewöhnlich die gute Mutter selbst; das Werk vertraut sie selten einer Magd, wenn der Sohn fährt, das wäre der Magd zu viel vertraut, so vertraulich hält man sie nicht. Es ist auch eigentlich die alte, ächte Hausfrau, welche das Feuer anzündet im Hause des Morgens und des Abends es löscht; sie ist des Feuers Herrin und das Feuer ihr Diener, sie ist des Hauses Priesterin, sie wahret, sie brauet des Hauses Segen auf ihrem Herde. Es ist etwas wunderbar Ehrwürdiges und Altertümliches in diesem Beherrschen des Herdes, diesem Schalten und Walten mit dem Feuer, der wahren Hausfrau eigentümlichste Pflicht.

BuchllinkGebrüder Grimm, Hänsel und Gretel:

Die Alte hatte sich nur so freundlich angestellt, sie war aber eine böse Hexe, die den Kindern auflauerte, und hatte das Brothäuslein bloss gebaut, um sie herbeizulocken. Wenn eins in ihre Gewalt kam, so machte sie es tot, kochte es und ass es, und das war ihr ein Festtag.

Elfriede Jelinek:

Ich kann und will nicht kochen. Früher habe ich einmal ein Rezept gehabt, wie man aus alten Wolldecken und Eisenfeilspänen Zyankali herauskochen kann. Ich habe das aber verloren. Bitte um Entschuldigung, aber niemand wollte das Rezept haben.



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BB / 5.8.2004 - Last update: 07.12.2004
Autor: Dr. Bruno Baumann / Seitenaufrufe:
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