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Literaturfragmente: Blut

Bram Stoker

aus: Dracula, 21. Kapitel, Dr. Sewards Tagebuch (1897)
Inhalt


Anne Rice mag die Mutter der modernen menschenähnlichen Vampirgestalten sein, doch der Vater aller Vampirgeschichten heisst Bram Abraham Stocker (1847 - 1912). Er war Theaterkritiker, -manager und -leiter.

Stoker hörte 1890 von dem renommierten ungarischen Orientalisten Hermann (Arminius) Vambéry vom Pfähler Vlad Tepes. Von da an liess ihn die Gestalt dieses Fürsten nicht mehr los. 1897 erschien der Roman »Dracula«, in dem der Graf ziemlich deutlich als Tepes zu identifizieren ist. Sowohl mit seinem »Supervampir« als auch seinen Helden hat der spätere Modellathlet Stoker wohl immer wieder eine jahrelange Krankheit und Schwäche als Kind kompensiert. »Dracula« wurde der erfolgreichste Vampir-Roman überhaupt.

Bram Stocker (1847 - 1912)
In diesem Roman feiert die viktorianische Prüderei fröhliche Urständ, gleichzeitig tauchen aber sexuell ausgesprochen aktive, meist bedrohliche Frauen auf.

Stoker hat den Siegeszug seines Romans, resp. seiner Romanfigur, nicht mehr erlebt. Als er 1912 an »Überarbeitung« starb (eventuell war es Syphilis), war das Buch fast so erfolglos, wie seine übrigen Romane. Erst der spätere Film hat Dracula dann zum Inbegriff des Vampirs gemacht.

Textfragmente auf foodnews

  • Bram Stoker, aus: Dracula, 21. Kapitel, Dr. Sewards Tagebuch (1897): siehe nachfolgend sowie hier: 1, 2, 3,...


Bram Stoker - Dracula
(...)

Der Mond schien draussen so hell, dass selbst durch die dicken gelben Vorhänge noch genug Licht drang, um in dem Zimmer sehen zu können. Auf dem Bett neben dem Fenster lag Jonathan Harker; sein Gesicht war gerötet, und eir atmete so schwer, als wäre er betäubt. Am Vorderrand des Bettes kniete seine Frau, ganz in Weiss gekleidet, den Kopf uns abgewendet. Neben ihr stand ein grosser, schlanker schwarzgekleideter Mann. Auch er hatte sein Gesicht abgewandt, aber wir erkannten in ihm sofort den Grafen - an jedem Merkmal, auch an der Narbe auf der Stirn. Mit der Linken drückte er beide Hände von Mrs. Harker zur Seite; mit der Rechten aber hatte er die Frau im Nacken gepackt und presste ihr Gesicht an seine Brust. Ihr weisses Nachthemd war blutbefleckt, und ein dünner Blutfaden lief über die nackte Brust des Mannes, die durch die aufgerissene Kleidung zu sehen war. Die Haltung der beiden erinnerte in schrecklicher Weise an die eines Kindes, das die Nase seines Kätzchens in die Milchschale drückt, um es zum Trinken zu zwingen.

(...)

»... Einen Augenblick lang setzte mein Herz aus, und ich hatte geschrien, wäre ich nicht wie gelähmt gewesen. In diese Pause hinein zischte er mit scharfem, schneidendem Flüsterton, wobei er aur Jonathan deutete:

Knoblauch - Kennen Sie seine Symbolik? >Ruhe! Wenn du einen einzigen Laut von dir gibst, werde ich vor deinen Augen sein Gehirn zerschmettem!< Ich war zu eingeschüchtert und zu verwirrt, um etwas tun oder sagen zu können. Mit einem spöttischen Lächeln legte er mir eine Hand auf die Schulter und hielt mich fest, während er mit der anderen Hand meinen Hals entblösste. Dabei flüsterte er: >Zuerst eine kleine Erfrischung als Lohn für meine Mühen. Du kannst ganz ruhig bleiben; es ist nicht das erstemal, dass deine Venen meinen Durst stillen!< Ich war verwirrt, aber merkwürdigerweise verspürte ich keinen Drang, mich ihm zu entziehen. Ich vermute, das ist ein Teil des furchtbaren Fluches, der auf seinem Opfer lastet, sobald er es berührt. Und dann - o mein Gott, hab Erbarmen mit mir! -, dann drückte er seine übelriechenden Lippen auf meine Kehle!« Wieder stöhnte ihr Mann auf. Sie fasste seine Hand noch fester und sah ihn mitleidig an, als wäre er das Opfer gewesen. Dann berichtete sie weiter:

»Ich spürte, wie meine Kräfte nachliessen, und war einer Ohnmacht nahe. Ich weiss nicht, wie lang dieses Greuel dauerte, aber es muss viel Zeit verstrichen sein, bis er seinen üblen, schrecklichen, grinsenden Mund von mir nahm. Und ich sah das frische Blut an ihm herunterrinnen!« Die Erinnerung überwältigte sie; sie sank zusammen und wäre zu Boden geglitten, hatte ihr Mann sie nicht gestützt. Durch starke Willensanstrengung erholte sie sich wieder und fuhr fort:

»Dann sagte er spöttisch: >Also auch du, wie die anderen, wolltest gegen mich antreten. Du wolltest diesen Männern helfen, mich zu hetzen und meine Absichten zu vereiteln. Aber du hast es jetzt erfahren, was es heisst, meinen Pfad zu kreuzen. Die anderen ahnen es erst zum Teil, werden es aber auch bald genau wissen. Sie hätten sich ihre Kräfte für näherliegende Dinge aufsparen sollen. Aber während diese Manner mir Fallen stellen wollten - mir, der ich die Völker befehligte und für sie alle gekämpft habe, Jahrhunderte vor ihrer Geburt -, hintertrieb ich bereits ihre Pläne. Du aber, ihr aller Liebling, gehörst jetzt mir, bist Fleisch von meinem Fleisch, Blut von meinem Blut, bist von meiner Art und für eine Weile meine freigebige Weinkelter; später aber wirst du meine Begleiterin und Gehilfin sein. Und am Ende sollst du gerächt werden, denn kein einziger von jenen soll dir zur Stillung deiner Bedürfnisse dienen. Zuvor aber musst du für deine Taten bestraft werden. Du hast geholfen, mich zu be- kämpfen; jetzt wirst du meinem Befehl gehorchen. Wenn mein Hirn dir befiehlt: »Komm!«, wirst du Länder und Meere überqueren, um mir zu dienen! Deshalb nimm dies!<

Bram Stoker - Dracula (CD)
Damit riss er sein Hemd auf und öffnete mit seinen langen, scharfen Nägeln eine Ader auf seiner Brust. Als das Blut hervorquoll, ergriff er meine Hände, hielt sie fest, packte mich mit der anderen Hand im Nacken und drückte meinen Mund auf die Wunde, so dass ich entweder ersticken oder schlucken musste von seinem ... o mein Gott! Mein Gott! Was habe ich getan? Was habe ich verbrochen, um solch ein Schicksal zu verdienen, ich, die ich mich immer bemühte, in Demut und Aufrichtigkeit zu leben! Gott, erbarme Dich meiner! Sieh auf eine arme Seele herunter, die in schlimmerer Gefahr als Todesnot steckt; sei gnädig zu denen, die ihr nahestehen!« Dann begann sie, ihre Lippen abzureiben, als wollte sie jene Befleckung abwischen.



Buchllink Audio CD
Bram Stoker
Dracula
in: Carl Hanser Verlag, München (1967), S. 390,
(21. Kapitel: Dr. Sewards Tagebuch)

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BB / 5.8.2004 - Last update: 07.12.2004
Autor: Dr. Bruno Baumann / Seitenaufrufe:
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