Jeremias Gotthelf - Geld und Geist oder die VersöhnungJeremias Gotthelf
aus: Geld und Geist oder die Versöhnung

Und wie im Stall gesorgt wird für den abfahrenden Geisselherr (Giselherr), so vergisst man auch seiner vornen im Hause nicht. Da legt die Mutter halb angekleidet sich zu Bette, damit sie sich nicht verschlafe, denn nicht nur die vier Pferde, sondern auch der Fuhrmann muss gut seine Sach haben, wird nicht mit etwas Gewärmtem abgespiesen oder einem dünnen Kaffee oder gar bloss mit einem Glase Brönz, sondern wenigstens eine gute Rösti, wenn nicht ein Eiertätsch, wird ihm vorgesetzt, und was er überlässt, erhält, wenn er fort ist, der treue Wärter im Stall. Die Köchin ist eben gewöhnlich die gute Mutter selbst; das Werk vertraut sie selten einer Magd, wenn der Sohn fährt, das wäre der Magd zu viel vertraut, so vertraulich hält man sie nicht. Es ist auch eigentlich die alte, ächte Hausfrau, welche das Feuer anzündet im Hause des Morgens und des Abends es löscht; sie ist des Feuers Herrin und das Feuer ihr Diener, sie ist des Hauses Priesterin, sie wahret, sie brauet des Hauses Segen auf ihrem Herde. Es ist etwas wunderbar Ehrwürdiges und Altertümliches in diesem Beherrschen des Herdes, diesem Schalten und Walten mit dem Feuer, der wahren Hausfrau eigentümlichste Pflicht.


Buchllink
Jeremias Gotthelf
Geld und Geist oder die Versöhnung
in: Diogenes Verlag (2004)