Günter Grass - Der ButtGünter Grass
aus: Der Butt - Den Kot beschauen (1977)

Und als ich General Räpp und Napoleons Gouverneur der Republik Danzig gewesen bin, war es die Köchin Sophie Rotzoll, die mir, weil ich ihre Pilzgerichte als unverdaulich beschimpft hatte, meinen Scheissdreck anschaulich auf silbernem Tablett servierte. Mit Soldatenhumor nahm ich ihre couragierte Unbotmässigkeit hin. Und es stimmte: keine lappige Pilzhaut, kein Pilzgewürm war geblieben. Bald habe ich Morcheln, Reizker, Mooshäuptchen und Pfifferlinge mit immer wacherem Gaumen Günter Grass - Der Butt (Taschenbuch)delikat genannt. Sogar auf die schmackhaften, wenn auch sandigen polnischen Grünlinge wollte ich, so belehrt, nicht verzichten, obgleich sich der Sand in meiner gouvernalen Kacke hätte nachweisen lassen.

Wie anschaulich freilich mein letzter napoleonischer Schiss gewesen wäre, wenn ich von jener Pilzzutat in Sophies gefülltem Kalbskopf gespeist hatte, die für sechs meiner Gäste - darunter drei polnische und ein rheinbündischer Offizier - zum Abschiedsessen wurde, wage ich mir nicht vorzustellen, obgleich die durchschlagende Wirkung des giftigen Seidenriss bekannt ist.


Buchllink Buchllink (Taschenbuch) Günter Grass
Der Butt - Den Kot beschauen
in: Luchterhand Verlag, Darmstadt/Neuwied (1977), S. 299 f. oder Steidl Verlag Göttingen (1997), S. 301 f.