Juan Ruiz
aus: Erzpriester von Hita, Das Buch der guten Liebe
Als ich gerade mit Herrn Donnerstag-vor-Aschermittwoch bei Tisch war, brachte mir ein flinker Bote zwei Briefe.
"Von mir, der heiligen Fastenzeit, Dienerin des Schöpfers, von Gott zu jedem Sünder gesandt: allen Erzpriestern und Geistlichen, die ohne Liebe sind, Heil in Jesus Christus bis zum Osterfest. Ihr sollt wissen, dass man mir sagte, dass Herr Carnal seit etwa einem Jahr zornig, ganz ausser sich, umhergeht und mein Land verwüstet, viel Schaden dabei anrichtet und viel Blut dabei vergiesst: worüber ich am meisten zürne. (...) Sagt ihm ganz klar, dass heute in sechs Tagen ich in eigener Person und meine Truppen gegen ihn und sein Trotzen kämpfen werden: ich glaube, dass er vor uns nicht in den Fleischereien verharren kann."
Einen zweiten Brief brachte er mit, geöffnet und mit einem Siegel, mit einer sehr grossen Muschel, die vom Brief hing; das war das Siegel der erwähnten Dame. Die Nachricht war folgende, sie war an Carnal gesandt:
"Von mir, Frau Fastenzeit, (...) Hüterin der Seelen, die gerettet werden sollen, an dich, gefrässiger Carnal, der du dich nie zufrieden geben willst, schicke ich die Abstinenz, um dich an meiner Stelle herauszufordern: Heute in sieben Tagen sollst du und dein Heer mit mir auf dem Schlachtfeld sein: bis zum Karsamstag werde ich euch einen Kampf ohne Unterbrechung liefern; Tod oder Verletzung wirst du nicht entrinnen können."
Juan Ruiz Erzpriester von Hita, Das Buch der guten Liebe |