Der durchschnittliche Haushalt verkleinerte sich in der Zeit von 1990 bis 1998 von 2.48 auf 2.43 Personen. Während das Haushalteinkommen um nominal gut 19 % auf Fr. 7418.- pro Monat anstieg, betrug die kumulierte Teuerung satte 18 %. Die Kaufkraft der Familie Schweizer ist somit, mindestens auf den ersten Blick, erhalten geblieben. Allerdings schöpfen Steuern, Krankenkassen sowie Sozial- und andere Versicherungsbeiträge einen immer höheren Teil des verfügbaren Einkommens ab, so dass für Nahrungsmittel und Getränke sowie andere Konsumausgaben immer weniger zur Verfügung steht. Es kommt dazu, dass aufgrund des neuen Warenkorbs, der dieses Jahr eingeführt wird, die seit 1993 kumulierte Teuerung sogar noch um 0.3% höher ausgefallen wäre.
Dennoch mag ein durchschnittlicher Budgetbetrag von Fr. 7418.- pro Monat für einen normalen Haushalt auf den ersten Blick relativ hoch erscheint. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass meistens mehrere Personen zum Haushalteinkommen beitragen und dass darin auch Einkünfte aus Vermögen, Renten und Sozialleistungen enthalten sind.
Die untenstehende Tabelle und die nebenstehenden Grafik zeigen, dass der Anteil der Transferausgaben (Steuern, Versicherungen, Gebühren) immer höher wird. Die Transferausgaben kletterten von 1990 bis 1998 um 43 % auf Fr. 2748.-, während umgekehrt die für den Konsumenten frei verfügbaren Konsumausgaben nur um 8.7 % auf Fr. 4670.- stiegen. Teuerungsbereinigt nahmen diese sogar ab. Der Anteil der Transferausgaben ist somit in nur 8 Jahren von 31 auf 37.5 % des Budgets angewachsen, während die Konsumausgaben von 69 auf 63% schrumpften.
Besonders stark wuchsen innerhalb der Transferpositionen die Krankenkassenprämien von Fr. 262 auf Fr. 477.- pro Monat (+82 %). Die durchschnittlichen Arbeitslosenversicherungsbeiträge stiegen von Fr. 8 auf Fr. 73.- pro Monat (+913 %). Daneben fallen die Zunahmen bei den Steuern mit +29 % und den Privatversicherungsprämien mit 30 % fast schon bescheiden aus, wenn auch die Steuern mit Fr. 989.- immer noch den absolut grössten Posten ausmachen. Insgesamt blockieren alle Versicherungsprämien zusammen etwa 21 % des Budgets.
Bei den sogenannten Konsumausgaben entfällt der absolut grösste Betrag mit einem Anteil von 17.9 % auf Wohnen und Energie. Dieser Anteil ist ebenfalls leicht stärker als die Teuerung angestiegen. Der nächste grössere Posten betrifft die Nahrungsmittel und Getränke inkl. Tabakwaren mit inzwischen 9.7 % statt 12.8 % wie noch 1990. Hier ist real allerdings ein deutlicher Rückgang der Ausgaben von Fr. 796.- auf Fr. 718.- zu verzeichnen. Dies entspricht einem Rückgang um 11.4 %. Der drittgrösste Posten ist der Bereich Unterhaltung, Erholung und Kultur mit 7.2 % gegenüber 5.8 % noch vor 8 Jahren. Die grossen Wachstumsgewinner des Verteilungspokers sind die Bereiche Nachrichtenübermittlung (85 %) und Unterhaltung (49 %).
Durchschnittliche Haushaltgrösse 2.48 (1990) resp. 2.43 (1998) und Teuerung bei
18 % (1990-1998; Quelle: Bundesamt für Statistik).
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1990
|
1998
|
Veränderungen
|
|
absolut in [Fr./Mt.]
|
Anteil am Budget [%]
|
absolut in [Fr./Mt.]
|
Anteil am Budget [%]
|
Basis 1990 [%]
|
Basis 1998 [%]
|
Durchschnittsbudget: |
6'009
|
100
|
7'418
|
100
|
23.5
|
19.0
|
davon: |
Transferausgaben |
1'922
|
31.0
|
2'748
|
37.0
|
43.0
|
30.1
|
Sozialversicherungsbeiträge |
535
|
8.6
|
713
|
9.6
|
33.3
|
25.0
|
Krankenversicherungsprämien |
262
|
4.2
|
477
|
6.4
|
82.1
|
45.1
|
Übrige Versicherungsbeiträge der Haushalte |
205
|
3.3
|
364
|
4.9
|
77.1
|
43.5
|
Steuern und Gebühren |
764
|
12.3
|
988
|
13.3
|
29.2
|
22.6
|
Beiträge, Spenden und sonstige bertragungen |
153
|
2.5
|
201
|
2.7
|
31.2
|
23.8
|
|
Kunsumausgaben |
4'296
|
69
|
4'670
|
63
|
8.7
|
8.0
|
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke |
694
|
11.2
|
614
|
8.3
|
-11.4
|
-12.9
|
Alkoholische Getränke und Tabakwaren |
102
|
1.6
|
104
|
1.4
|
1.3
|
1.3
|
Bekleidung und Schuhe |
307
|
4.9
|
266
|
3.6
|
-13.1
|
-15.1
|
Wohnen und Energie |
1'074
|
17.3
|
1'325
|
17.9
|
23.4
|
19.0
|
Wohnungseinrichtung |
307
|
4.9
|
266
|
3.6
|
-13.1
|
-15.1
|
Gesundheitspflege |
205
|
3.3
|
229
|
3.1
|
12.2
|
10.9
|
Verkehr |
474
|
7.6
|
511
|
6.9
|
7.8
|
7.2
|
Nachrichtenübermittlung |
68
|
1.1
|
126
|
1.7
|
84.6
|
45.8
|
Unterhaltung, Erholung und Kultur |
358
|
5.8
|
533
|
7.2
|
48.9
|
32.8
|
Bildung |
49
|
0.8
|
30
|
0.4
|
-40.1
|
-66.9
|
Gast- und Beherbergungsstätten |
486
|
7.8
|
488
|
6.6
|
0.6
|
0.6
|
Andere Waren und Dienstleistungen |
174
|
2.8
|
178
|
2.4
|
2.2
|
2.1
|
Der für Nahrungsmittel verwendete Einkommensanteil ist auch in den Rezessionsjahren weiter zurückgegangen. Es zeigt sich als langfristiger Trend weiterhin eine Verlagerung von der Deckung des Grundbedarfs (Essen, Wohnen) hin zur Befriedigung von individuellen Bedürfnissen zur Stillung des eigenen Wohlbefindens. Dieser Trend ist nun schon seit etwa 70 Jahren, beginnend etwa mit dem Ende des 1. Weltkrieges, zu beobachten. Der Anteil des Grundbedarfs ist in dieser Zeit von 76 auf etwa 31 % reduziert worden.
Den Konsumenten mag dies aufgrund des zunehmenden allgemeinen Wohlstandes freuen. Für die Nahrungsmittelindustrie bedeutet dies aber weiterhin die Tendenz zu immer geringeren Margen und einem verstärkten Druck zu Optimierung und Konzentration.
Der Trend, dass die Transferausgaben für Steuern, Abgaben, sowie Krankenkassen- und Versicherungsprämien allein in den letzten 8 Jahren um satte 43 % angestiegen sind, stimmt dagegen allseits bedenklich. Der Markt ist zu einem immer grösseren Anteil bereits vorgespurt. Der Konsument entscheidet immer weniger frei über seine Ausgaben und die freie Wirtschaft bekommt dadurch einen immer kleineren Spielraum. Es zeigen sich die zunehmend erhöhten Ansprüche gegenüber dem Staat und der Gesellschaft und ein Ende dieser problematischen Entwicklung ist nicht abzusehen. Es scheint, dass wir auf dem gleichen Weg sind, wie es uns die Skandinavier vorgelebt haben. Korrekturen scheinen bald angebracht zu sein.