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Die lange Geschichte des Bieres (Teil I)
Bierhumpen

Das Altertum

So viel sich an den technologischen Verfahren zur Herstellung von Bier auch geändert haben mag, die Ingredienzien sind auch heute noch (fast) immer Wasser, Gerste, Hopfen und Hefe.

Inhalt

Bierherstellung


Altertum

BierjagdVon wem das Bier wirklich erfunden wurde, bleibt wohl für immer ein Geheimnis. Klar ist nur, dass es die Menschen schon begleitet, seit es so etwas wie Kultur überhaupt gibt.

Der Anbau von Gerste und Emmer als potentielle Rohstoffe sind in verschiedenen Gegenden schon für die Zeit um 7000 v. Chr. belegt. Der Anbau ist zwischen Euphrat und Tigris, im Tarimbecken und in der Senke von Lob-Nor im chinesischen Sinkiang, im Mittellauf des Syr-Darja (Kasachstan) und im Pandschab bereits früh nachweisbar.

Fest steht, dass bereits die Sumerer in Mesopotamien etwa 4500 - 3000 v. Chr. ein bierähnlich gebrautes Getränk kannten. Eine Darstellung auf kleinen Tontäfelchen (um 4000 v.Chr.), die heute im Louvre zu sehen ist, kann denn als Darstellung des Bierbrauens gedeutet werden. Um 34OO v. Chr. taucht dann die älteste bis heute bekannte Darstellung von Biertrinkern auf einer bemalten Tonvase auf (Fundort: Khafaje im Irak).

Auch die Babylonier und Assyrer kannten die Bierbraukunst. Dies geht aus alten Keilschrifttexten hervor, in denen von einem bierartigen Getränk aus Gerste berichtet wird. Die Babylonier verstanden es bereits etwa 20 verschiedene Biersorten zu brauen. Davon sollen 8 aus reinem Emmer, weitere 8 aus reiner Gerste und 4 aus einem Getreidegemisch gebraut worden sein. Das Bier jener Zeit war allerdings trüb und ungefiltert. Da die Rückstände der Bierbereitung recht bitter waren, benutzte man zum Trinken ein dünnes Röhrchen, um die Rückstände nicht in den Mund zu bekommen.

Im 3. Jahrtausend v. Chr. entsteht in Uruk das sogenannte "Gilgamesch-Epos". Dieses Epos gilt als eines der ersten Grosswerke der Weltliteratur. In dieser Dichtung wird unter anderem der Urmensch "Enkidu" durch den Genuss von Bier und Brot erst zum eigentlichen Menschen.

Enkidu, ein ursprünglich zottiger, beinahe tierhafter Urmensch, will seine Kräfte mit dem halbgottähnlichen Herrscher Gilgamesch messen. Um mehr über dessen Stärken und Schwächen zu erfahren, schickt Gilgamesch Enkidu, aus Vorsicht zuerst eine Dirne, mit der Enkidu sich in der Folge eine Woche lang vergnügt. Die Dirne bringt Enkidu das Wissen um die Zivilisation: "... nicht wusste Enkidu, was Brot war und wie man es zu Essen pflegt. Auch Bier hat er noch nicht gelernt zu trinken. Da öffnete die Dirne Ihren Mund und sprach zu Enkidu: "Iss nun das Brot, o Enkidu, denn das gehört zum Leben, trink auch vom Bier, wie es ist des Landes Brauch..." Enkidu trank darauf sieben Becher Bier und ihm wurde leicht ums Herz. In dieser Verfassung wusch er sich schliesslich und wurde so zu einem Menschen.nach oben

Gilgamesch Gilgamesch ist der Name eines legendären Königs der Stadt Uruk in Südbabylonien (heute Irak). Er ist der Held des Gilgamesch-Epos, der hervorragendsten Dichtung der babylonischen Literatur und des alten Orients.

Das sumerische Epos beschreibt die Geschichte von Gilgamesch, einem Mann der Tat, der sich mit seinem Gefährten Enkidu, der den zivilisierten Nomaden repräsentiert, in die Zedernwälder aufmacht, um Huwawa, den Hüter des Waldes, zu besiegen. Es folgen viele Abenteuer und schliesslich Gilgamesch's Tod. Eines der Abenteuer beschreibt die Suche nach der Unsterblichkeit und den Besuch bei Utnapischtim, der eine Sintflut überlebt hat. Gilgamesch findet schliesslich die Pflanze der Jugend aber verliert diese auf dem Heimweg wieder.

Die Geschichte rund um Utnapischtim, den einzigen Überlebenden einer Sintflut, gleicht der Beschreibung der Sintflut im Alten Testament so sehr, dass es als ziemlich sicher gilt, dass die Stelle im 1. Buch Mose auf diese alten Quellen zurückgeht:
"Der Berg Nisir hielt das Schiff fest, liess keine Bewegung zu... Als der siebente Tag begann, entsandte ich eine Taube und setzte sie frei. Die Taube flog fort, kam aber zurück. Da kein Ruhepunkt sichtbar war, kehrte sie um. Dann entsannte ich eine Schwalbe und setzte sie frei. Die Schwalbe flog fort, kam aber zurück. Als die Flut zurückging, wurde ein Rabe entsandt, der sah, dass die Wasser abgenommen hatten, ass, flog seine Runden, krächzte und kehrte nicht zurück."
Gilgamesch
(auf einem Alabasterrelief aus dem Palast Sargons II. in Chorsabad)

nach obenAus der Zeit um 27OO v. Chr. stammen die ältesten Aufzeichnungen über die Bierbereitung (Gemdes-Nasr-Periode). Im frühsumerischen Sprachkreis kannte man sog. Bierbrote ("Bapir") und das daraus entstandene Getränk nannte man "Kasch", woraus sich später im slawischen Sprachkreis wahrscheinlich der Ausdruck "Kwas" entwickelte. Aufgrund dieser Zusammenhänge wird klar, dass wahrscheinlich das Hefebrot vor dem Bier stand.

Die Akkader (2300 v. Chr.) nannten die Bierbrote dann "Bapiru" oder auch "Piro", woraus sich später in den slawischen Sprachen das Wort "Piwo" entwickelt haben dürfte. Im 2. Jahrtausend v. Chr. taucht dann das älteste bekannte Braueremblem einer Kaste oder Zunft auf (Spitzhacke des babylonischen Brauergottes Marduk).

Um 18OO v. Chr. sind im Kodex des Hammurapi die ersten gesetzlichen Regelungen zu finden. Es befinden sich auf dem berühmten Stein Regeln zur Herstellung und zum Verkauf von Bier, sowie zu den maximalen zulässigen Preisen. Ausserdem finden sich Bestimmungen über die einzuhaltende "Stammwürze" und insbesondere die Deputatmengen* für die einzelnen Bevölkerungsgruppen. So erhielten zum Beispiel normale Arbeiter zwei Liter Bier, Beamte erhielten drei Liter und Verwalter und Oberpriester sogar 5 Liter Bier täglich.

(*Deputate: Diensteinkünfte insbesondere von Beamten, Lehrern, Priestern, etc. in Naturalien)

Portrait von König HammurabiHammurapi (auch Hammurabi genannt), König von Babylon (1728-1686 v. Chr.), dessen Steinbildnis in Susa gefunden wurde, schuf mit seiner grossen Gesetzessammlung eines der ersten belegten Rechtswerke. Seine 282 Paragraphen beschäftigen sich mit bürgerlichem Handels- und Strafrecht. Straftaten wurden oft nach dem Vergeltungsprinzip "Auge um Auge - Zahn um Zahn" gesühnt.
Gesetzesstehe des HamurabiEine der Diorit-Stehlen, auf denen Hamurabis Gesetze in Keilschrift eingraviert wurden, steht heute im Louvre. Sie wurde 1902 in Susa im Irak gefunden. Das Relief im Oberteil zeigt, wie der Sonnengott Schamasch dem König die Symbole der Gerechtigkeit übergibt
Nach dem Untergang des babylonischen Reiches übernahmen die Ägypter, bei denen Ackerbau und Viehzucht bereits hoch entwickelt waren die Braukunst, und brauten aus Gerste und Emmer ebenfalls ein Gebräu, das in ihrem Leben eine grosse Rolle spielte. Dies geht aus zahlreichen Schriften und bildlichen Darstellungen in alten Tempeln und Gräbern hervor.
Hammurapi
Ägyptische Tontafel
Die Beschreibung einer altaegyptischen Brauerei auf einer Tontafel wird für die Zeit um 16OO v. Chr. datiert. Die Ägyter verwendeten für die Bierbereitung als Zutat auch Datteln, damit das Bier schmackhafter wurde.nach oben

Der verwendete Emmer (Triticum dicoccum) ist nebenbei die älteste bekannte Form des Kulturweizens, mit brüchiger Spindel und sehr festem Spelzenschluss. Er wird heute kaum mehr angebaut. Im Altertum war er aber bis etwa um 200 v. Chr. die Hauptbrotfrucht.

In der Bronzezeit (ca. 15OO v. Chr.) sind in Mitteleuropa dann Backteller zur Herstellung von Fladenbroten zur Bierbereitung belegt.

Auch in China, Peru und Turkmenistan ist ab ca. 1200 v. Chr. eine Art der Bierherstellung belegt.

Der älteste Nachweis einer Brautätigkeit auf deutschem Gebiet wurde in Kasendorf bei Kulmbach gefunden. Die dort ausgegrabenen Bieramphoren stammen aus der früheren Hallstattzeit (um 800 v. Chr.).



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BB / 30.1.2004 - Last update: 08.08.2005
Autor: Dr. Bruno Baumann / Seitenaufrufe:
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