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Literaturfragmente: Die Liebe
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Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Das bringt das auf den Punkt, was in der Literatur oft wortreich umschrieben wird. |
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Heinrich von Kleist, Penthesilea:
Wie manche, die am Hals des Freundes hängt,
Sagt wohl das Wort: sie lieb ihn, o so sehr,
Dass sie vor Liebe gleich ihn essen könnte...
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Gustav Klimt - Der Kuss (1907/08), Österreichische Galerie, Wien
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Italo Calvino, Unter der Jaguar-Sonne:
Doch nun hatte ich begriffen. Mein Fehler mit Olivia war, mich als von ihr verspeist betrachtet zu haben, während in Wahrheit ich derjenige sein musste, ja derjenige war (ich war es immer gewesen), der sie verspeiste. Das Menschenfleisch mit dem attraktivsten Geschmack ist das Fleisch von Menschen, die selber Menschenfleisch essen. Nur wenn ich mich gierig an Olivia nährte, würde ich ihrem Gaumen nicht länger mehr fade vorkommen.
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Hugo Loetscher, Die Papiere des Immunen:
Baron Hugues erwähnte, in seiner Heimat sage man, die Liebe gehe durch den Magen. Der Marquis brach in Entsetzen aus: «Quelle horreur», als ob die Küche im Dienste des Bettes stände, was für eine Barbarei, uns Männern den Magen zu füllen, damit wir zu träge sind, um davonzulaufen, die Kochkelle als Retterin der Ehe, nein, die Liebe, die durch den Magen führt, die führe zu einer Liebe, die sich als Akt der Verdauung auffasst. «Ich habe immer versucht, meine Frau mit nüchternem Magen zu lieben.»
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F. T. Marinetti und Fillia, Die Kurven der Welt und ihre Geheimnisse:
Wir lieben die Frauen. Oft sind wir bei tausend köstlichen Küssen von der Sehnsucht gequält, eine von ihnen zu verspeisen.
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Emile Zola, Nana:
In einigen Monaten verschlang Nana sie gierig einen nach dem anderen. Ihre steigenden Luxusbedürfnisse stachelten ihre Begierden an, sie nahm einen Mann mit einmaligem Zubeissen aus. (...) Ein ruinierter Mann entfiel ihren Händen wie eine reife Frucht, um von allein auf der Erde zu verfaulen.
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Guy de Maupassant, Bel-Ami:
Da der erste Gang noch auf sich warten liess, tranken sie von Zeit zu Zeit einen Schluck Champagner und knabberten an den Krusten, die sie von den kleinen runden Brötchen abbrachen. Der Gedanke an die Liebe nahm langsam Besitz von ihnen und berauschte nach und nach ihr Herz, wie der Tropfen um Tropfen durch ihre Kehle rieselnde Wein ihr Blut erhitzte und ihre Sinne verwirrte...
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Günter Grass, Die Köchin küsst:
Als Agnes, die Köchin, den sterbenden Dichter Opitz küsste, nahm er ein Spargelköpfchen mit auf die Reise.
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BB / 7.8.2004 - Last update: 26.07.2005
Autor: Dr. Bruno Baumann / Seitenaufrufe:
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