Kirschen
Die Kirschenernte war erfreulich, wurde wegen der Hitzewelle jedoch vorzeitig beendet. «Die Früchte blieben wegen der Hitze eher kleiner», berichtet Sandra Helfenstein vom Schweizerischem Obstverband (SOV)(1). Die Hauptsaison dauerte wegen der Hitzewelle nur bis Mitte Juli und ist nun vorbei. Grosse knackige Sorten wie «Star», «Kordia», «Regina» und «Summit» sind im Vormarsch und werden im Handel als «Klasse Extra» verkauft. Diese grossen Sorten neigen aber dazu, bei Regen zu platzen. Die Bäume werden daher kurz vor der Ernte mit Plastikfolie geschützt. Da die Früchte damit nicht mehr nass werden, platzen und faulen sie weniger und sind länger haltbar. Rund die Hälfte aller Tafelkirschen stammt heute aus Niederstamm-Anlagen, wo man sie rationeller und mit geringerer Unfallgefahr ablesen kann. Konserven- und Brennkirschen wachsen nach wie vor an den landschaftsprägenden Hochstämmen. «Dank des trockenen Wetters gediehen dieses Jahr auch Biokirschen besser und waren weniger anfällig für Fäulnispilze», so Sandra Helfenstein. «Aber gegen die Larven der Kirschenfliege ist noch kein wirksames "Biokraut" gewachsen. Biokirschen erreichten daher auch dieses Jahr nur 1 % Marktanteil».
Kirschensorten: Rar sind alte und gelb-weisse Sorten
Sorte |
Eigenschaften |
Basler Adler |
gross, schwarzbraun, saftig, viel Zucker und Säure, kräftiges Aroma |
Hedelfinger |
sehr gross, schlank-herzförmig, braunrot bis violettschwarz, knackig, mild |
Kordia |
sehr gross, herzförmig, violettbraun bis braunschwarz, knackig, ziemlich süss mit erfrischender Säure |
Schauenburger |
gross, herzförmig, schwarzbraun, mittelfest bis fest, mild |
Regina |
gross, herzförmig, dunkelrot, glänzend, knackig, süss-säuerlich |
Star |
gross, dunkelrot-schwarz, stark glänzend, mittelfest, saftig |
Summit |
sehr gross, rot bis dunkelrot, glänzend, knackig, mässiger Geschmack |
Weisse Herzkirsche |
gelbweiss, gross, knackig, saftig, mild, herzförmig, Rarität |
Schöne von Einigen (Plüderkirsche |
alte Sorte, weichfleischig, saftig, süss, zur Herstellung von "Chirschmues", Rarität |
Himbeeren: Hitze beschleunigt den ReifeprozessDie Erntesaison 2003 hat begonnen und der SOV erwartet eine gute Ernte: Die Himbeeranbaufläche wurde ausgedehnt und es gab diesen Frühling kaum Frostschäden. Haupterntezeit der Sommerhimbeeren ist die erste Hälfte Juli; für die Herbsthimbeeren ist es die zweite Hälfte August.
Jede vierte Himbeeranlage wird heute durch ein Regendach geschützt. Dadurch kann man die Beeren bei jedem Wetter pflücken, und der Regen mindert die Qualität der Früchte nicht. Himbeeren schimmeln schnell, wenn sie nass werden. Sie reifen bei der momentanen Hitze zu rasch, so dass die verschiedenen Sorten gleichzeitig statt gestaffelt auf den Markt kommen.
Aprikosen: Ernte dieses Jahr schlecht
Im Wallis werden im Moment Aprikosen der Sorte «Orangered» gepflückt. «Die Erntemenge fällt aber schwach aus», so Sandra Helfenstein. «Der Grund sind die Frosttemperaturen im April. Die Schweiz benötigt deshalb Ergänzungsimporte.»
Neue Wege im Früchtemarketing
Der SOV offeriert den Gästen der elf Schweizer «ibis»-Hotels von Juni bis Oktober saisonale Schweizer Früchte. Damit sollen die Hotelgäste für die frischen und gesunden Saisonprodukte sensibilisiert werden. Für den Obstverband ist dies ein ganz neuer Weg im Früchtemarketing. Am Frühstücksbuffet sind Erdbeeren die Renner, stellen die ibis-Manager fest. Das Frühstück ist der ideale Ort zum Verzehr von Frischobst, da Messer und Teller zur Verfügung stehen. Die meisten Früchte verursachen Rüstabfall und einige bei freihändigem Konsum klebrige Finger, was viele Leute vom Konsum abhalten mag.
Rettung der Fruchtraritäten
Neugezüchtete Obstsorten haben Erfolg, während Hunderte alter Obstsorten vom Aussterben bedroht sind. Solche Raritäten sind beispielsweise die Berner «Schüpfkirsche», die Birnensorte «Poire à Botzi» aus dem Freiburgischen oder der «Rothenhauser Holzapfel» aus dem Kanton Thurgau. Heute geraten diese alten Sorten fast in Vergessenheit. «Es wäre ein Verlust an Kulturgut, wenn kulinarische Perlen wie «Vin-cuit» in der Romandie oder «Chirschmues» aus dem Berner Oberland verschwinden» mahnt Simon Egger, Projektleiter an der Eidg. Forschungsanstalt Wädenswil (FAW)(2). «Wir wollen alte Sorten und die Kenntnisse über deren Verwendung am Leben erhalten». Die FAW sucht im Auftrag von «Fructus» (3), der Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, in der ganzen Schweiz nach alten Obst- und Beerensorten. Fündig geworden sind die Sortendetektive für Kirschen in Wimmis im Kanton Bern). Der lokale Verkehrsverein hat das traditionelle «Chirschmues»-Kochen wieder eingeführt . Die Bauern vom Ort bringen im Juli ihre Kirschen zusammen und kochen gemeinsam vor Zuschauern den Saft in einem Kupferkessel ein. Dafür verwenden sie alte Sorten wie die «Schöne von Einigen» oder die Brennkirsche «Rigi».
Referenzen:
(1) Schweiz. Obstverband (SOV), Baarerstr. 88, CH-6300 Zug, Tel. +41-(0)41/728 6868, Kontaktpersonen: Sandra Helfenstein, Bruno Pezzatti
(2) Eidg. Forschungsanstalt Wädenswil (FAW), Schloss, CH-8820 Wädenswil,
Tel. +41-(0)1-783 6111, Kontaktperson: Simon Egger
(3) Fructus, Glärnischstrasse 31, CH-8820 Wädenswil, Kontaktperson: Sabine Vögeli
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