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Textfragmente: Die Fetten
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Der Konflikt zwischen den Fetten und den Mageren hat die Menschen schon immer beschäftigt. Dies zeigt sich in der Malerei und in der Literatur. |
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Emile Zola, Der Bauch von Paris:
"Kennen Sie den Kampf der Fetten und der Mageren?" Florent verneinte erstaunt die Frage. Da ereiferte sich der Maler und sprach mit grossem Lob über diese Serie von Stichen. Er beschrieb ein paar Motive: Die Fetten, die so fett sind, dass sie fast platzen, bereiten die abendliche Schlemmerei vor, während die vom Fasten gebeugten Mageren mit der Miene neidischer Bohnenstangen von der Strasse aus zuschauen; oder wie die Fetten, die mit feisten Wangen bei Tisch sitzen und einen Mageren verjagen, der die Stirn hat, demütig einzutreten, und der inmitten eines Volkes von Kugeln einem Kegel ähnelt. Claude sah darin das ganze menschliche Drama und teilte die Menschen schliesslich in Magere und Fette ein, in zwei feindliche Gruppen, von denen die eine die andere verschlingt, einen dicken Bauch bekommt und sich des Lebens freut.
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Pieter van der Heyden - Die fette Küche - 1563 - Kupferstich - Grafische Sammlung der ETHZ (siehe auch hier)
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Bertolt Brecht, Mahagonny:
JAKOB DER VIELFRASS
Jetzt hab ich gegessen zwei Kälber
Und jetzt esse ich noch ein Kalb
Alles ist nur halb
Ich ässe mich gern selber.
PAUL UND JAKOB
Bruder, ist das für dich Glück?
Bruder, tue nur nichts halb.
EINIGE MÄNNER
Herr Schmidt! Sie sind schon dick:
Essen Sie noch ein Kalb.
JAKOB DER VIELFRASS
Brüder, bitt ich, seht mir zu
Seht mir zu, wie ich ess.
Ist es weg, dann hab ich Ruh
Weil ich es vergess.
Brüder, gebt mir noch...
Er fällt tot um.
DIE MÄNNER hinter ihm im Halbkreis, die Hüte abnehmend:
Sehet, Schmidt ist gestorben!
Sehet, welch ein glückseliger
Sehet, welch unersättlicher
Ausdruck auf seinem Gesicht ist!
Weil er sich gefüllt hat
Weil er nicht beendet hat
Ein Mann ohne Furcht!
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Walter Benjamin, Frische Feigen:
Der hat noch niemals eine Speise erfahren, nie eine Speise durchgemacht, der immer Mass mit ihr hielt. So lernt man allenfalls den Genuss an ihr, nie aber die Gier nach ihr kennen, den Abweg von der ebenen Strasse des Appetits, der in den Urwald des Frasses führt. Im Frasse nämlich kommen die beiden zusammen: die Masslosigkeit des Verlangens und die Gleichförmigkeit dessen, woran es sich stillt. Fressen, das meint vor allem: Eines, mit Stumpf und Stiel. Kein Zweifel, dass es tiefer ins Vertilgte hineinlangt als der Genuss.
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Homer, Odyssee, XV. Gesang, V. 344 ff.:
Und es gibt für die Sterblichen nichts, was an Unheil gliche dem ewigen Wandern. Der Magen ist's, der verfluchte; Bösesten Kummer schafft er den Männern, wenn sie in Irrfahrt, Leiden und Schmerz geraten.
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Hans Sachs, Das Schlaraffenland:
Ein Gegend heisst Schlauraffenland,
den faulen Leuten wolbekannt.
Das liegt drei Meil hinter Weihnachten.
Und welcher darein wölle trachten,
der muss sich grosser Ding vermessen
und durch ein Berg mit Hirsbrei essen,
der ist wol dreier Meilen dick.
(...)
Da sind die Häuser deckt mit Fladn,
Lebkuchen die Haustür und Ladn,
von Speckkuchen Dielen und Wänd,
die Dräm von Schweinenbraten send.
Um iedes Haus so ist ein Zaun
geflochten von Bratwürsten braun.
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Paulus an die Galater, V, 19 ff.:
Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Unzucht, Unkeuschheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Zornausbrüche, Ränke, Zwietrachten, Parteiungen, Neid, Völlerei, Schwelgerei und was dem ähnlich ist, wovon ich euch im voraus sage, dass die, welche solche Dinge verüben, das Reich Gottes nicht ererben werden. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.
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Mehr zum Thema der Kampf der Fetten und Mageren finden Sie hier...
BB / 5.8.2004 - Last update: 07.12.2004
Autor: Dr. Bruno Baumann / Seitenaufrufe:
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