Der Erfinder des Birchermüeslis heisst Dr. Bircher
Das Birchermüesli wurde von Maximilian Oskar Bircher-Benner (1867-1939) erfunden. Er war einer der ersten Wegbereiter der Vollwertkost und ein Pionier der biologischen Gesundheitsmedizin.
Dr. Bircher wirkte in Zürich und beeinflusste unsere Essgewohnheiten wesentlich. Er erklärte im Jahre 1900 vor der Zürcher Ärztegesellschaft erstmals öffentlich, dass Getreide, Früchte und Gemüse hochwertigere Nahrungsmittel seien als Fleisch und erntete dafür zunächst viel Spott. Die These Birchers stiess auf die einhellige Ablehnung aller seiner Berufskollegen. Kein Mensch könne schliesslich soviel Gemüse essen, befand einer der Zuhörer. Doch der damals 33-jährige Arzt liess sich nicht beirren. Es kommt deshalb nicht von ungefähr, dass ihn später der Schweizer Historiker Albert Wirz als «Querdenker und Dickkopf charakterisierte, der seinen eigenen Beobachtungen und Erfahrungen mehr traute als den gängigen Lehrmeinungen».
«Sonnenlichtnahrung» statt Fleisch
Bircher-Benner, wurde als Notarssohn in Aarau geboren und studierte schliesslich Medizin. Er wuchs im 19. Jahrhundert auf, als Fleisch noch als die bevorzugte Nahrung des gehobenen Bürgertums galt und auch die Wissenschaft das Fleisch aufgrund seiner Nähe zum menschlichen Körper als das wertvollste aller Nahrungsmittel ansah. Früchte, Gemüse und Getreide galten als minderwertig und eher als Kost der Armen. Dr. Bircher stellte diese Hierarchie durch seine Thesen vollständig auf den Kopf. Die Leute sollten von Fleisch, vermehrt auf pflanzliche Kost umstellen. Er prägte in diesem Zusammenhang den Begriff «Sonnenlichtnahrung» und meinte damit Gemüse, Obst und Getreide in möglichst naturbelassenem Zustand. Das berühmtestes Produkt der neuen Ernährungsphilosophie von Dr. Bircher war das bereits erwähnte «Birchermüesli». Das Original-Müesli besteht denn mit Ausnahme der im Rezept enthaltenen, gezuckerten Kondensmilch wirklich nur aus naturbelassenen, rohen Produkten wie Äpfeln, Nüssen, Haferflocken und Zitronensaft (siehe Rezept).
Vollwertkost als neue ganzheitliche Behandlungsmethode
Dr. Bircher revolutionierte durch sein Wirken aber nicht nur die Essgewohnheiten. Er vertrat auch die Meinung, dass seine Patienten durch ganzheitliche Heilmethoden zu einem gesunden und harmonischen Leben in Einklang mit der Natur gebracht werden sollten. 1897 gründete er deshalb am Zürichberg in Zürich das Sanatorium «Lebendige Kraft». Seine meist blassen, verwöhnten und verweichlichten Patienten sollten wieder lebendig und kräftig werden. Deshalb bestand die Behandlung nicht nur aus Vollwertkost, sondern beinhaltete auch tägliche Spaziergänge, Sonnenkuren und Bäder. Zur Aktivierung der Lebenskräfte liess er seine Patienten gelegentlich auch mit kaltem Wasser abspritzen. Ausserdem wurden im Garten vor der Klinik als Novum Turngeräte aufgestellt, um die körperliche Ertüchtigung zu fördern.
Dr. Bircher regierte die Klinik und seine Familie bis zu seinem Tod als wohlwollender aber strenger Patriarch. Immerhin war er in dieser Hinsicht ein typisches Kind seiner Zeit.