In der Tat ist dieses Thema zur Zeit in aller Munde. Nach der Bio- und Light-Welle kommen Lebensmittel auf den Markt, die laut Werbung eine gesundheits-fördernde und -erhaltende Wirkung haben sollen. Die Nahrungsmittelindustrie bringt laufend neue Produkten auf den Markt, die im Bereich von Functional Food angesiedelt werden. Doch wie bei jeder Welle sollte man auf das Tal danach gefasst sein. Nicht alle Wirkungen, die von der Werbung mehr oder weniger leichtfertig versprochen werden, sind belegbar und auch nicht jedes Produkt ist für jeden Konsumenten wirklich sinnvoll. Es wird im Moment auf diesem Gebiet geforscht, doch sind noch lange nicht alle Zusammenhänge geklärt, geschweige denn hieb- und stichfest belegt. Die Ernährungswissenschaftler äussern sich denn bisher auch eher skeptisch.
Die Meinungen zu Functional Food gehen auseinander, so dass die Masse dieser Lebensmittel nicht eindeutig befürwortet werden kann - ebenso wenig kann jedoch von ihnen global abgeraten werden. Ob die Kunden auf der anderen Seite Functional Food überhaupt annehmen und den Mehrpreis dafür zu bezahlen bereit sind, das ist noch eine andere Frage.
Was sind "Functional Food"?
Auf Deutsch heisst es ganz einfach "funktionelle Nahrungsmittel". Es gibt aber noch keine allgemein anerkannten und verbindlichen Definitionen. Insbesondere ist der Begriff vom Gesetzgeber in der Lebensmittelgesetzgebung nicht definiert. Es macht auch den Anschein, dass das vorderhand so bleiben wird, weil die Trennung zwischen Lebensmitteln und Medikamenten nicht verwischt werden soll.
Die einschlägigen Begriffe werden denn allseits noch unterschiedlich und zum Teil überlappend verwendet. Die Europäische Wissenschaft hat sich aber in einem sogenannten Consensus-Document über Functional Food geäussert. Sie finden die sinngemässe Widergabe hier.
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Umschreibung von Functional Food:
Heute wird der Begriff "Functional Food" für Nahrungsmittel verwendet, die zusätzlich zu ihrem eigentlichen Nährwert eine Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens oder eine Risikoverminderung im Hinblick auf gewisse Krankheiten bewirken. Zu diesen Stoffen zählen Vitamine, Spurenelemente, Mineralsalze, spezielle Fette etc. Eingeschlossen sind auch Lebensmittel, die so verändert wurden, dass ein giftiger Stoff oder ein Allergen durch technologische oder biotechnologische Methoden entfernt wurde. In jedem Fall handelt es sich um Lebensmittel und nicht um einzelne Substanzen oder Pillen.
Weitere Informationen finden Sie hier.
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Was versprechen Functional Food?
Die Aussagen über den Nutzen von Funtional Food werden immer umfangreicher. Vieles wird von der Werbung versprochen, doch ist streng zu unterscheiden zwischen versprochenen und belegten Wirkungen. Vieles was die Werbung glaubhaft machen will, ist noch keineswegs durch die Wissenschaft belegt. Einige mögliche Zusatznutzen von funktionalen Lebensmitteln sind nachfolgend aufgeführt.
Funktionale Lebensmittel |
Möglicher Zusatznutzen |
Beispiele |
Mit Nahrungsfasern, Isoflavonen oder Phytosterolen angereicherte Lebensmittel |
Senkung des Cholesterinspiegels |
Müeslimischungen, Biskuits, Margerine |
Mit Calcium, Vitamin D, Magnesium und Zink angereicherte Lebensmittel |
Erhalt der Knohenmasse; Vor allem bei Frauen nach der Menopause zur Prävention gegen Osteoporose |
Säfte, Milch, Müeslimischungen, Frühstücksgetränke |
Probiotische, fermentierte Milchprodukte und mit Oligofructose (Inulin) angereicherte Lebensmittel |
Förderung des Wachstums von gesundheitlich günstigen Darmbakterien sowie Hemmung des Wachstums schädlicher Darmbakterien für eine insgesammt verbesserte Darmgesundheit |
Probiotischer Joghurt und Quark, Milchgetränke, Müeslimischungen, Biskuits |
Mit Folsäure angereicherte Lebensmittel |
Senkung des Schwangerschaftsrisikos ein Kind mit offenem Rücken zur Welt zu bringen (Spina bifida) |
Brot, Milchprodukte |
Mit Jod angereichertes Kohsalz |
Vermeidung von Jodmangel, da dieser zu Kropfbildung führt |
Jodiertes Kochsalz oder Trinkwasser |
Sind "Functional Food" wirklich neu?
Nicht wirklich! - Sogenannte angereicherte Lebensmittel gibt es schon seit Jahrzehnten. Schon im Jahre 1957 wurden in der Schweiz mit der sogenannten "Vitaminverfügung" die erlaubten Stoffe, Dosierungen und Anpreisungen klar geregelt. Diese Bestimmungen wurden 1995 revidiert und den EU-Richtlinien angepasst. Trotzdem bestehen Unsicherheiten dahingehend, wie nun die optimale Dosierung ist. Das Ziel ist es, in der Bevölkerung eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und weiteren essentiellen oder physiologisch nützlichen Stoffen zu gewährleisten, ohne dass dabei eine Überversorgung entsteht, die zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Weitere Informationen zu bestehenden Produkten finden Sie hier.
Braucht man Functional Food?
Jein! - Wer sich ausgewogen und vielseitig ernährt, kann in der Regel auf funktionelle Nahrungsmittel verzichten. Allerdings sind nicht alle Leute dazu in der Lage, auch wenn allenfalls der Wunsch und der Wille danach vorhanden wären. Besondere Lebenssituationen, denen eine wachsende Zahl von Leuten unterworfen sind, stellen oft ein grosses Hindernis für eine gesunde Ernährung dar. Dies trifft z.B. auf ältere, sich allein verpflegende Personen zu, oder Berufstätige mit unregelmässigen Arbeitszeiten, langen und zum Teil wechselnden Arbeitswegen oder einfach fehlenden adäquaten Verpflegungsmöglichkeiten. |
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Was versteht man unter einer ausgewogenen Ernährung?
Unter einer ausgewogenen Ernährung versteht man einen Speiseplan mit einem hohen Anteil an Früchten, Gemüsen, Stärkeprodukten sowie eher wenig Fleisch und Fisch. Damit erhalten wir täglich alle wirklich lebensnotwendigen Nährstoffe in genügender Menge und in einem vernünftigen Verhältnis. Man kann damit im Alter das Risiko von diversen chronischen Erkrankungen deutlich senken. Dies geht sogar über die Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems hinaus.
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Nährstoffmangel bei Betagten
Malnutrition wurde mit dem steigenden Anteil Betagter in der Bevölkerung in Krankenhäusern, Pflegeheimen und auch in der häuslichen Pflege zum stetig wachsenden Problem. Betagte essen wesentlich kleinere Nahrungsmengen, sie tun dies weniger oft und sie schränken ihren Speiseplan oft auch selbst stark ein. Die reduzierte Ernährung kann den Bedarf an essentiellen Stoffen oft nicht decken, da gerade sie einen erhöhten Bedarf aufweisen. Die chronische Unterversorgung mit Kalorien und Nährstoffen führt so unweigerlich zu körperlichen Schwächen.
- Bei mehr als 60 % der geriatrischen Patienten wird ein Albuminmangel beobachtet. Dadurch ist die Immunabwehr geschwächt und die Gefahr von Infektionen erhöht.
- Vitamin B12 tritt bei Betagten aufgrund der reduzierten Nahrungsaufnahme ebenfalls häufiger auf und führt zu psychischen Erkrankungen wie Delirien, kognitiven Störungen sowie Demenz.
- Bei Senioren ist der Serumspiegel an Mikronährstoffen wie Eisen und Zink oft tief. Dies ist oft eine Folge von fleischloser oder fleischarmer Ernährung. Zink ist aber ein Bestandteil von über 100
Enzymen des Körpers, die im Rahmen der Proteinsysnthese eine Rolle spielen. Die Zinkdepots im Körper bauen sich relativ schnell ab, so dass eine regelmässige Zuführ von Aussen nötig ist.
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Dazu kommen aber eben auch die allgemein freiwillig veränderten Freizeit- und Lebensgewohnheiten, die offenbar keinen Raum für eine konventionelle, vernünftige Ernährung zulassen. Für solche Personen (siehe nebenstehende Kasten) können Functional Foods durchaus eine Alternative darstellen, um Mangelsituationen vorzubeugen oder die Leistungsfähigkeit zu erhalten.
Grundsätzlich bedenklich wird es einfach, wenn man die Ratschläge für eine ausgewogene und vielseitige Ernährung einfach in den Wind schlägt und das Gesundheitsgewissen durch den Kauf von einschlägigen Produkten leichtfertig beruhigt. Gesund kann das schlussendlich auf die Dauer eben auch nicht sein.
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Unsere Körper funktioniert auch viel komplizierter, als es uns die Werbung manchmal glaubhaft machen will. Die zusätzliche Einnahme einzelner Substanzen kann denn nur in ganz bestimmten Fällen zu einer effektiven Verbesserung führen. Die Meinungen dazu sind aber noch kontrovers (siehe später). |
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Die Einnahme von "Functional Food" hat also nur in ganz bestimmten Lebenslagen einen Sinn, um nicht anderweitig kontrollierbare Mangelsituationen zu vermeiden.
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Eine Präsentation zum Thema Functional Food finden Sie hier (Powerpoint) resp. hier (PDF-Datei)...
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