Bei Kuhmilch-Unverträglichkeit unterscheidet man grundsätzlich zwischen:
- Milchzucker-Unverträglichkeit (Lactose-Intoleranz, Laktosemalabsorption, Alaktasie)
- Echter Allergie (meistens eine Immunreaktion
auf eine Komponente des reichlich enthaltenen Eiweisses) - Galaktosämie
a) Milchzucker-Unverträglichkeit
Vorkommen und Ursachen
Unverträglichkeiten für Kuhmilch kommen relativ häufig vor. Meistens handelt es sich um eine Unverträglichkeit auf Milchzucker, die sogenannte Lactose-Intoleranz. Die Ursache dafür liegt darin, dass der in der Milch enthaltene Milchzucker (chemische Bezeichnung Lactose) nicht oder nur schlecht verdaut werden kann. Besonders im Erwachsenenalter geht häufig die Fähigkeit verloren, das spezielle Verdauungsferment Lactase zu bilden, das für die Spaltung von Milchzucker notwendig ist. Man kann in diesem Fall kaum von einer Krankheit sprechen, da dies an sich ein natürlicher Vorgang ist, der bei Säugetieren nach der Entwöhnung von der Muttermilch allgemein zu beobachten ist. In der Schweiz ist ca. jeder 10. Erwachsene, in Asien und Afrika praktisch jeder von der Lactoseintoleranz betroffen. Beim Menschen nimmt nach dem 5. Lebensjahr die Bildung des Verdauungsenzyms Lactase natürlicherweise ab. Diese Abnahme der Lactasebildung kann durch eine dauernden Milchkonsum seit der Kindheit aber offenbar vermieden werden. Weil jedoch meistens auch bei reduziertem Milchgenuss eine Restaktvität bestehen bleibt, muss die Ernährung in den wenigsten Fällen lactosefrei sein. Eine lactosearme Ernährung reicht meistens vollauf, um die Symptome zu bekämpfen. Oft reagieren Erwachsene ganz automatisch auf eine Lactoseintoleranz, indem sie Milch und allenfalls Milchprodukte meiden oder diese gar nicht gerne haben.
Tolerierte Mengen
Erfahrungsgemäss lösen 5 -10 g Lactose beim Erwachsenen keine Beschwerden aus. Diese Menge ist z.B. in 1-2 dl Milch oder einem Becher Joghurt à 150 - 180 g enthalten. Käse enthält noch weniger Milchzucker, wobei insbesondere der Hartkäse aufgrund der mikrobiellen Käsereifung praktisch frei an Milchzucker ist. Frischkäse kann dagegen noch kleine Mengen an Lactose enthalten. Joghurt und Sauermilch werden in der Regel deshalb gut vertragen, weil die Milchsäurebakterien den Milchzucker schon weitgehend gespalten haben, um daraus die Milchsäure zu bilden. Im Handel ist für betroffene Personen spezielle lactosefreie Milch erhältlich.
Folgen und Symptome
Die Folgen der Lactoseintoleranz können unangenehm sein aber kaum je wirklich gefährlich. Sie äussert sich oft in einem Völlegefühl, Aufstossen, Blähungen oder Durchfall. Die Auswirkungen sollten jedoch schnell wieder verschwinden, sobald keine Milch oder Milchprodukte mehr konsumiert werden.
Empfehlungen bei Lactose-Intoleranz
- Meiden Sie einige Tage lang Milch, Milchprodukte und sämtliche Produkte, die Milch enthalten können.
- Bauen Sie anschliessend lactosefreie und lactosearme Milchprodukte schrittweise wieder in Ihren Menüplan ein. Erlaubt sind mit zunehmender Problematik:
- Hartkäse
- Joghurt, Sauermilch
- Weichkäse, Hüttenkäse, Quark
- Testen Sie Ihre individuelle Toleranzgrenze für Milch langsam aus: Nehmen Sie beispielsweise im Rahmen einer Mahlzeit bis 1 dl Milch (0.5 bis 5 g Milchzucker) ein. Dies kann in der Form eines Milchkaffees, in Form von Kartoffelstock oder einem Caramelköpfli als Dessert geschehen. Wenn sie die Belastung langsam steigern, werden Sie bald selbst merken, wie viel sie vertragen.
Viel schwerwiegender in der Wirkung als die Folgen von Lactoseintoleranzen sind echte Allergien auf das in der Milch enthaltene Eiweiss.
Verhalten:
Bei Kuhmilch-Eiweiss-Allergien mit hochgradiger Sensibilisierung, müssen Produkte und Speisen mit Kuhmilch gänzlich gemieden werden. Milch kann in vielen Rezepten durch Sojamilch, Mandelmilch, Kokosmilch, Reismilch oder durch spezielle hypoallergene, semi-elementare Trinknahrung ersetzt werden.
Oftmals bestehen jedoch noch weitere Allergien, z.B. auf Soja oder auf Nüsse, welche zusätzlich berücksichtigt werden müssen. Die allergenen Proteinbestandteile können nämlich auch in anderen Nahrunsgmitteln vorkommen. Es ist bezeichnend, dass allergisch reagierende Personen oft nicht nur auf einen einzigen Stoffe mit einer Allergie reagieren. Oftmals verlieren Kinder ihre Kuhmilchallergie aber bis zum Schuleintritt wieder. Eine Kuhmilcheiweiss-Allergie erfordert in jedem Fall eine gesicherte Diagnose durch einen speziellen Facharzt für Allergien (Allergologen).
Damit es durch den Verzicht auf Milch und Milchprodukte nicht zu Nährstoffmängeln kommt ist eine weiterführende, ausführliche Beratung durch eine erfahrene Fachperson wichtig (Arzt, Ernährungsberaterin / Diätassistentin). Dies gilt insbesondere für Kinder, die im Wachstum auf bestimmte Stoffe besonders angewiesen sind. Die Milchprodukte sind hinsichtlich der Kalziumbilanz in der Ernährung besonders wichtig. Deshalb sollten nach Möglichkeit täglich 2 bis 3 gut verträgliche Milchprodukte gegessen werden (allenfalls auch hypoallergene, semi-elementare Trinknahrung).
Ein spezielles Kochbuch aus dem Fachhandel kann in der Folge entsprechend hilfreich sein.
Bei allen Fertigprodukten muss die Zusammensetzung präventiv sorgfältig gelesen werden. Im Zweifelsfalle ist direkt der Produzent anzufragen. Bekommt man keine befriedigende Antwort, so ist das Produkt ganz wegzulassen.
Desserts für Kinder mit Kuhmilchallergie
Geeignete selbst hergestellte Desserts sind z.B.:
Sorbet
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Ofenäpfel mit Konfitüre oder Nüssen
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Fruchtköpfchen
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Apfel-Dattel-Salat
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Apfelsaftcrème
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Orangen-Feigen-Salat
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Caramelbirne
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Marroni-Vermicelles
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Banane mit schwarzer Schokoladensauce (keine Milchschokolade verwenden!)
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Mürbeteiggebäck mit Früchten, evtl. meringuiert oder mit Streusel
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viele Kuchen und Kekse, die ohne Milchprodukte hergestellt sind
(z.B. Schokoladekuchen mit schwarzer Schokolade)
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Fruchtsalate
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Der Vollständigkeit halber sei hier noch eine weitere Form von Milch-Unverträglichkeit erwähnt: die sogenannte Galaktosämie. Dabei handelt es sich um eine angeborene Stoffwechselkrankheit, die strenge Diätvorschriften unter ärztlicher Aufsicht erfordert. Glücklicherweise ist sie äusserst selten.
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