Die Griechische Küche
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Windmühlen auf Kreta
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"Wo ein Esel Hungers stirbt, leben drei Griechen wohlauf." Dies sagt ein altes Levantisches Sprichwort. Es wird damit pointiert darauf angespielt, dass der Reichtum in Griechenland aufgrund der geografischen Struktur mit wenig fruchtbarem Boden sowie dem antiken Erbe immer dünn verteilt war und die meisten Griechen sich mit einer spartanischen, einfachen Lebensweise zu begnügen hatten. In der Küche Griechenlands hat das Spuren hinterlassen. Die Griechen waren nie grosse Fleischesser und so wird praktisch jede nicht giftige Pflanze als etwas Essbares genutzt. So sind die Griechen auch auf die Idee gekommen, Weinrebenblätter vielfältig in den Speiseplan aufzunehmen. Darauf sind die Franzosen und Italiener trotz intensivem Weinbau nie gekommen. Auch die lange türkisch-osmanische Besetzung hat unverkennbare Spuren hinterlassen.
Die Grundelemente der griechischen Küche sind reines Olivenöl, Hammelfleisch, Schafkäse, Meerfisch, Tomaten, Knoblauch, scharfe Gewürze, Zitronen, Mandeln und Weintrauben. Diese Zutaten sind bis heute die Hauptbestandteile der Ernährung geblieben. Brot, Oliven, Schafkäse, Joghurt und Früchte gehören zur Alltagskost.
Besonders erwähnenswert sind die vielen Zubereitungsarten für Gemüse (Weinrebenblätter, Kohlblätter, Pepperoni (Paprika), Tomaten, Zwiebeln, Auberginen) und für Reis. Die vielen Gerichte mit Spiessen sind ein klares Erbe der antiken Hirtenkultur.
Die Griechen sind trotz allen Widernissen überaus gastfreundlich. Essen, Trinken, Tanzen, Musik und Reden sind für sie eine Einheit. Deshalb kocht man in Griechenland auch mit Temperament, Hingabe und Fantasie. Griechen gehen ungern alleine oder in trauter Zweisamkeit aus. Man verabredet sich und macht aus dem Essen ein geselliges Ereignis. Es bilden sich mit Freunden, Bekannten und Verwandten meist sogenannte 'Paréa' (Tischgemeinschaften). An diesen Tischen bestellt dann keiner für sich alleine. Die verschiedenen Vorspeisen und kleinen Gerichte kommen für alle gemeinsam auf den Tisch und jeder nimmt sich, was er mag. Dies gilt oft auch für die Hauptgerichte. Platten mit Fisch oder Fleisch werden gemeinsam bestellt. Charakteristisch für das Essen sind folgende Punkte:
- Das Essen beginnt für einen Griechen mit vielerlei Vorspeisen (Mesethies), wobei Suppen eher weniger beliebt sind.
- Bei den Hauptgerichten besitzen Lamm- und Hammelfleisch einen hohen Stellenwert. Dazu wird viel buntes Gemüse gereicht. Darunter auch die bekannten Gerichte mit gefüllten Weinrebenblättern sowie gebackene, gefüllte Auberginen (Melidzanes tiganites).
- Das Dessert besteht meistens aus süssem Gebäck und weniger aus Obst.
Speisekarten sind in Griechenland aufgrund der Geselligkeit bei Tisch oft überflüssig. Man darf dem Koch meist noch in die Töpfe schauen und an grossen Auslagen aussuchen, was einem gefällt. In einigen Lokalen kommt der Kellner sogar mit einem Tablett an den Tisch, auf dem eine grosse Auswahl an Vorspeisen angepriesen wird (Mezédes). Der Koch kann seiner Fantasie bei diesen kleinen Leckereien freien Lauf lassen. Bekannt sind 'Fáva', ein Püree aus gelben Erbsen, und 'Chtapódi xidáto', in Essig und Öl eingelegte Krakenstücke. 'Revithokeftédes' sind Reibekuchen aus Kichererbsenmehl und 'Kremidodolmádes' gefüllte Gemüsezwiebeln. Zu den Mezédes gehören auch Miesmuscheln und kleine Fische ('Gávri' oder 'Gópes'), die ganz verzehrt werden.
Ausserhalb der Saison, wenn die Touristen verschwunden sind und die Griechen wieder unter sich sind, tauchen in den Lokalen wieder vermehrt ursprüngliche Gerichte auf. Statt 'Gyros', 'Souvláki', 'Moussaká' und 'Choriatikí' findet man vermehrt wieder urgriechische Spezialitäten wie 'Patsá' (Kuttelsuppe), 'Kokorétsi' (am Spiess gegrillte, in Darm gewickelte Innereien), Hammelhoden und gebackenes Lammhirn (Letzteres ist nach EU-Recht aufgrund der BSE-Problematik nicht mehr erlaubt.).
Getränke
Bei den Getränken sind die schweren, süssen Weine erwähnenswert: 'Maphrodaphne' und 'Retsina'. Letzterer ist ein Weisswein, der zur besseren Haltbarkeit geharzt wird. Man muss sich als Fremder sicherlich zuerst an den Geschmack gewöhnen. Die Weinkultur hat in den 90'er-Jahren eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Viele kleine Winzer haben der Massenproduktion von einst abgesagt und produzieren heute Spitzengewächse zu vernünftigen Preisen.
Als Knabberartikel sind bei den Griechen Pistazienkerne, Erdnüsse, Walnüsse und Pinienkerne sehr populär.
Kretadiät
In den Mittelmeerländern ist gutes und gesundes Essen kein Widerspruch. Es besteht aus viel Gemüse, Obst, Getreide, Fisch, wenig Fleisch und tierischen Fetten sowie mässigen, aber regelmässigen Mengen an Wein. Besonders wichtig sind viel Olivenöl und Knoblauch. Diese Ernährung wird auch Kreta-Diät genannt, seit ein Ärzteblatt über die ausserordentliche Gesundheit und Langlebigkeit der Bewohner Kretas berichtet hat.
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