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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser

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R. BuriFunctional Food - ethisch vertretbar?

Brauchen wir überhaupt Functional Food? Wozu sind sie gut?
Wer profitiert am meisten - die Konsumenten oder die Industrie?
Wie steht es mit dem Wahrheitsgehalt der Anpreisungen?

Solche und ähnliche Fragen haben Sie sich wahrscheinlich auch schon gestellt. Selbstverständlich beschäftigen sich die verantwortlichen Behörden, die Konsumentenorganisationen, die Ernährungswissenschaftler und natürlich die Lebensmittelindustrie und Handelsorganisationen intensiv mit diesen Fragen. Dass die Meinungen dabei sehr weit auseinander gehen können, liegt auf der Hand. Schliesslich verspricht sich die Lebensmittelindustrie vom Gesundheitstrend hohe Margen und Gewinne.

Studenten ergreifen die Initiative

Auch Studierende machen sich Gedanken über solche Fragen. Insbesondere hinterfragen sie Haltungen und Vorgehensweisen der verschiedenen Akteure und suchen nach Antworten, ob überhaupt und auf welche Weise sie ihre Wertvorstellungen mit dem späteren Berufsleben vereinbaren können. Die Studierenden der Hochschule Wädenswil haben deshalb einen Ethikverein gegründet, zwecks Auseinandersetzung mit berufsbezogenen und allgemein ethischen Fragen.

Kürzlich traf sich eine Gruppe von rund 30 Studierenden, um sich einen Abend lang kritisch mit dem Thema Functional Food auseinander zu setzen. Neben angehenden Lebensmittelingenieuren waren auch Studierende anderer Disziplinen vertreten. Nach einer kurzen Einführung ins Thema durch den Schreibenden entspann sich eine lebhafte Diskussion (Einführungsreferat als Powerpoint-Präsentation oder PDF-Datei).

Hohe Preise - Anreiz für Industrie und Handel

Viele sahen in den Functional Foods vor allem ein Mittel der Industrie, um Geld zu verdienen und stellten sich auch die Frage, ob diese Produkte denn so viel teurer als "Normalprodukte" sein müssen. Schliesslich stecke ja vermutlich nicht so viel Geld in Forschung und Entwicklung wie z.B. bei einem neuem Medikament. Dieses Argument ist sicher nicht von der Hand zu weisen, allerdings sind Preise und Margen natürlich in einer anderen (kleineren) Grössenordnung. Trotzdem ist es ein offenes Geheimnis, dass Wege gesucht werden, um die Margen zu verbessern, und zwar auf allen Stufen der Lebensmittelkette, von der Landwirtschaft über die verarbeitende Industrie bis hin zum Detailhandel. Die Lösung dazu heisst "added value". Das heisst "Mehrwert" schaffen. Dieser Mehrwert kann durch eine Veränderung der Zusammensetzung oder Beschaffenheit des Produktes, durch eine luxuriösere Verpackung oder andere Werte, wie z.B. ein Label (Bio, Havelaar usw.) erreicht werden. Dass sich dabei die Gesundheit besonders gut verkauft, fördert natürlich die Entwicklung von funktionellen Nahrungsmitteln.

Die Milch verbessern?

Ein Teilnehmer bedauerte, dass gerade Milch, die doch per se ein excellentes Nahrungsmittel sei, zu Functional Food umfunktioniert werde. In der Tat sind es Milch und Milchprodukte, die den grössten Anteil am Functional Food - Markt einnehmen. Dies ist an sich wenig erstaunlich, denn erstens hat Milch ein "gesundes" Image, ist dabei sehr vielseitig verwendbar und weist andererseits doch einige Eigenschaften auf, die weniger erwünscht sind. Zu nennen wären Eigenschaften wie Unverträglichkeiten (vor allem im Erwachsenenalter), hoher Kaloriengehalt und ein hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren (Die Einnahme von Fetten mit hohen Anteilen an gesättigten Fettsäuren gilt bekanntlich als eine der Ursachen von erhöhten Blutcholesterinwerten). Dass mit der Zugabe von pflanzlichen Sterinen ein Milchprodukt zu einem Mittel zur Senkung des Cholesterinspiegels entsteht (Beispiel Emmi Benecol), entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Das neueste Produkt von Emmi namens "Evolus" enthält gar Peptide mit blutdrucksenkender Wirkung.

Was ist denn da der effektive Produktnutzen? Für den einen ist es schlicht "vergewaltigte" Milch, für den anderen Geschäftemacherei und für einen Dritten eine echte Alternative, mit der sich ein medizinisches Problem ohne Verwendung von "echten" Medikamenten lösen lässt. Doch wo liegt die Grenze zwischen Lebensmitteln und Medikamenten? Diesen Abgrenzungsentscheid wollen sich die Behörden jedenfalls auf keinen Fall nehmen lassen.

Wie steht es mit dem Wahrheitsgehalt der Anpreisungen?

Jedes Nahrungsmittel erfüllt gewisse Funktionen, sei es im Gewebeaufbau, als Energiespender oder auch "nur" für den Genuss. Erst durch die Anpreisung einer bestimmten Funktion (Claim) wird ein Lebensmittel zum funktionellen Lebensmittel. Diese Anpreisungen dürfen nicht zu Täuschungen Anlass geben. Das heisst, die Angaben müssen allgemein anerkannt sein (z.B. "Calzium ist wichtig für die Knochenbildung") oder die spezifischen Wirkungen müssen mit entsprechenden Versuchen genügend belegt sein. Die Crux dabei ist, dass es ausserordentlich schwierig oder meistens fast unmöglich ist, gesundheitliche Wirkungen hieb- und stichfest zu beweisen.

Dazu ein Beispiel:

Es ist relativ einfach zu beweisen, dass pflanzliche Sterine in entsprechender Dosierung eine Wirkung auf den Cholesterinspiegel haben können. Ferner ist es in der Medizin unbestritten, dass zwischen dem Blut-Cholesteringehalt und dem Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten ein enger Zusammenhang besteht. Damit ist jedoch der Beweis nicht erbracht, dass auch ein direkter Zusammenhang besteht, zwischen der Einnahme von Joghurt, das mit Pflanzensterinen angereichert ist, und dem Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten. Ähnlich verhält es sich mit antioxidativ wirkenden Inhaltsstoffen von Früchten, Gemüse und Vollkorngetreide (Vitamine A, C, E, Polyphenole [siehe hier]) und der Verminderung des Risikos für Herz-Kreislaufkrankheiten sowie Krebs. Diese Zusammenhänge sind in so vielen Studien, Forschungsberichten und Experimenten am Tier erhärtet worden, dass kaum ein seriöser Wissenschaftler daran zweifelt. Da jedoch ein direkter Beweis am Menschen fehlt (Er kann aus ethischen Gesichtspunkten auch kaum am Menschen erbracht werden.), darf dieser Zusammenhang nicht in Form von Werbung oder Produkteaufschriften verkündet werden.

Schutz vor Täuschung oder Bevormundung?

Ist dies richtig und ethisch vertretbar? Sicher wird mit so restriktiven Vorschriften möglichen Konsumententäuschungen und Missbräuchen vorgebeugt. Doch werden dem Konsumenten auf diese Weise nicht auch in guten Treuen wichtige Informationen vorenthalten? Darf der Konsument nicht wissen, was für alle Ernährungsfachleute Standardwissen ist? Läuft es nicht auf eine Art Bevormundung hinaus, wenn man dem Konsumenten nur sagt, er müsse 5 mal am Tag Obst oder Gemüse essen, weil es nun eben gesund sei, aber die tieferen Hintergründe verschweigt? Dass es auch anders geht, zeigen uns andere Länder ausserhalb Europa, wie die Vereinigten Staaten und Japan.

Diskutieren Sie mit!

Mit den wenigen oben aufgeführten Beispielen soll die Komplexität der Fragen und Probleme rund um funktionelle Lebensmittel aufgezeigt werden. Die Anpassung der Gesetzgebung in der Europäischen Union ist zur Zeit im Gange und man kann gespannt sein, worauf sich die Politiker am Schluss einigen werden. Wenn Sie diese Fragen interessieren, können Sie Ihre Meinung in unserem Forum kund tun und sich mit anderen Lesern austauschen.

Den Einstieg in die Diskussion finden Sie hier...

Ausführliche Informationen zum Thema Functional Food finden Sie hier...


Wir danken Ihnen für Ihr Interesse an unserem Magazin.

Mit freundlichen Grüssen

Rudolf Buri



R. Buri
B. Baumann



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RB / 10.5.2006 - Last update: 22.12.2006
Autor: Dr. Rudolf Buri / Seitenaufrufe:
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